In den letzten zwei Wochen haben Vermutungen und Gerüchte über Vorfälle im Zusammenhang mit einem gewalttätigen Schüler am Bachschulhaus in den Medien die Runde gemacht. Der Stadtschulrat hat erste Massnahmen getroffen und steht mit Eltern und Schüler im Gespräch.

von Ramona Pfund

Von «schwerwiegenden Sicherheitsproblemen» bis hin zu «grosser Angst um Leib und Leben» ist in der Interpellation von SVP-Grossstadtrat Edgar Zehnder zu lesen. Dabei geht es nicht um eine krisengeschüttelte Region, sondern um die städtischen Schulen. Als dieser politische Vorstoss vor zwei Wochen publik wurde, begann sich die Situation durch die Medien hochzuschaukeln. Plötzlich war nicht mehr klar: Geht es um einen Einzelfall oder ist es eine Häufung? Was ist Vermutung, was ist belegt? Aus welchen Quellen stammen diese der SVP «zugetragenen» Informationen? Am Freitag nahmen der zuständige Stadtschulrat Ernst Sulzberger, die Präsidentin des Stadtschulrates Katrin Huber und Bildungsreferent Raphaël Rohner Stellung dazu.


Einzelfall im Bachschulhaus

Schnell machte Katrin Huber klar, dass es sich konkret um einen Fall handelt, der sich im Bachschulhaus ereignet hat. Ein Schüler der dritten Sekundarklasse wurde nach den letzten Herbstferien auffällig, sein Charakter hatte sich verändert: Belegt ist, dass er gegenüber Mitschülerinnen und -schülern mit Gewalt reagierte, Schläge austeilte, spuckte und Drohungen aussprach. Bereits im Dezember wurde die Schulpräsidentin benachrichtigt. Sie leitete die ersten Schritte gemäss Leitfaden ein. An Brisanz gewann die Angelegenheit am 17. Januar: Die Lehrerin des jungen Mannes hat den zuständigen Stadtschulrat Ernst Sulzberger bei seinem Routinebesuch informiert, dass sie verunsichert sei und die Situation nicht mehr einschätzen könne. «Mir war schnell klar, jetzt musste gehandelt werden», so Ernst Sulzberger, der das Dossier seit dem 1. Januar betreut.

Da die Lehrerin den Jugendlichen am Computer auf der Internetseite des islamischen Zentralrats erwischte und andere Zeichen darauf hindeuteten, bestand zunächst ein Radikalisierungsverdacht. Ein erstes Gespräch mit ihm und seinen Eltern fand daher im Beisein eines Polizisten ausserhalb des Schulareals statt. Das Gespräch sowie auch weitere während den Sportferien seien auf höflicher Basis verlaufen. «Die hiesigen Respekts- und Anstandsregeln wurden zu jeder Zeit von allen Teilnehmenden befolgt», sagte der Stadtschulrat.

Trotz Reuebekundigung und Einsicht des Jungen bleiben seine Taten natürlich nicht folgenlos. «Wir suspendierten den jungen Mann und gaben ihm Arealverbot», so Ernst Sulzberger. Die Suspendierung wurde verlängert und hält auch aktuell noch an. Inzwischen wurdemit Unterstützung von Fachpersonen ein Time-out vereinbart, das heisst, der Jugendliche wird mittelfristig Teil eines Auszeitprogramms und wird anschliessend mit Begleitung wieder in den Regelschulbetrieb integriert. «Der Minderjährige hat das Recht auf Bildung. Klar ist, dass er nicht mehr ins Bachschulhaus zurückkehren wird», sagte die Schulpräsidentin.


Fakten den Spekulationen vorgezogen

Dass die zuständigen Behörden die Probleme «unter den Tisch gewischt und verharmlost» hätten, wie es Edgar Zehnder in seiner Interpellation formulierte, sei nicht richtig. «Wir haben mit der Kommunikation gewartet, da wir die Faktenlage zuerst genau abklären wollten», so Katrin Huber. Der Stadtschulrat habe die Situation schon unter Kontrolle gebracht, bevor der politische Vorstoss das übliche Vorgehen kreuzte.

Der Vorwurf, dass der Junge andere mit einem Messer bedroht hätte, konnte nicht erhärtet werden. «Nur ein Schüler sagte, dass der Betroffene ihm ein Messer gezeigt habe. Das sei aber ein kleines Rüstmesser gewesen», erklärte Ernst Sulzberger. Der Stadtschulrat wolle das nicht verharmlosen, es liege aber kein Straftatbestand vor. «Die Sicherheit von Schülern und Lehrpersonen hat für uns erste Priorität», sagte Raphaël Rohner, der betonte, dass die Vorgänge im Bachschulhaus sehr ernst genommen und detailliert abergeklärt werden: «Wir wollen ein Zeichen setzen, aber ganz klar aufgrund von Fakten entscheiden.» Wichtig sei neben den eingeleiteten Schritten nun die rasche Rückkehr zum Normalbetrieb.

Katrin Huber suchte indessen mit den anderen städtischen Schulvorständen das Gespräch: «Es hat sich gezeigt, dass in keiner Schule ähnliche Ängste oder Unsicherheiten herrschen und sich die Lehrpersonen wohlfühlen.» Auch Eltern seien bisher keine auf den Stadtschulrat zugekommen. Sie wies aber darauf hin, dass es sehr wichtig sei, dass sich Eltern und Schülerinnen sowie Schüler in solchen Fällen unbedingt an den Stadtschulrat wenden sollen: «Wir können keine Probleme angehen, von denen wir keine Kenntnis haben.»