Die Kulturstrategie wurde vom Stadtrat verabschiedet. Die Kulturkommission bekommt eine gewichtigere Stellung: Sie überwacht die Fortschritte der im Kulturbereich getroffenen Massnahmen.

von Dario Muffler

Kanzler Helmut Schmidt sagte einmal: «Wer eine Vision hat, der sollte zum Arzt gehen.» Die Kulturkommission der Stadt Schaffhausen liess sich vom Ausspruch des Elder Statesman nicht beirren und formulierte in der neuen Kulturstrategie der Stadt eine Vision für Schaffhausen. Dort heisst es, dass Schaffhausen in kultureller Hinsicht eine «für Einwohner ebenso wie für Besucher, für Unternehmen und Betriebe, für Kulturschaffende und Kulturkonsumenten attraktive, dynamische und vom gegenseitigen Miteinander geprägte Stadt» sein soll. Gestern stellte die achtköpfige Kommission die vom Stadtrat kürzlich verabschiedete Strategie vor. Sie gilt für die Jahre 2018 bis 2028. Dabei betonte der städtische Bildungs- und Kulturreferent Raphaël Rohner (FDP): «Ich bin für Visionen zu haben, aber nur, wenn es dazu auch entsprechende Massnahmen und ­deren Umsetzungen gibt.»

Kulturkommission überwacht

Die von Rohner angesprochenen Massnahmen finden sich weiter hinten in der Kulturstrategie (siehe Text nebenan). Diese sollen im Laufe der nächsten fünf bis zehn Jahre umgesetzt werden. Einen wichtigen Part übernimmt dabei die Kulturkommission. Ihr Auftrag wird es fortan sein, die Fortschritte zu evaluieren. Zu diesem Zweck wird das Gremium halbjährlich ein Monitoring durchführen. «Das ist ein Instrument zur Qualitätssicherung», so Kulturreferent Rohner.

Bevor die Kommission etwas zu beurteilen hat, wird sie in einem ersten Schritt eine Priorisierung der Massnahmen vornehmen. «In der kommenden Sitzung werden wir eine mittel- bis langfristige Planung machen und einen Finanzplan aufstellen», blickt der Stadtrat voraus. «Die Herausforderung wird dabei sein, eine Ausgewogenheit unter den verschiedenen Sparten der Kultur zu erreichen.»

Bis die nun gültige Strategie so feststand, ging das Papier durch mehrere Hände. Die Entwicklung erfolgte im Rahmen eines partizipativen Prozesses. Wichtige Anlässe waren zwei Kultur-Workshops, zu denen zahlreiche Exponenten aus der Kulturszene zum Mitdenken und -diskutieren eingeladen waren. Daraus ergaben sich drei Handlungsfelder: Räume bieten, Zugänge schaffen und Wirkung erzeugen. Beat Junker, Mitglied der Kulturkommission, sagte gestern: «Diese Handlungsfelder wurden aus den Herausforderungen abgeleitet, die sich aus unserer Analyse und den beiden Workshops ergaben.»

Anschliessend wurde eine erste Fassung der Strategie erarbeitet. Im Juni wurde sie in die öffentliche Vernehmlassung gegeben. «Es gingen rund 30 Rückmeldungen bei uns ein», sagt der städtische Kulturbeauftragte Jens Lampater. Zum Inhalt hätten diese kleinere, redaktionelle Anpassungen vorgeschlagen. «Die grösste Änderung ist, dass wir die Vision der Kulturstadt aufgenommen haben», sagt er. «Aufgrund des Mitwirkungsprozesses waren alle mit der grundsätzlichen Stossrichtung einverstanden.»

Keine konkreten Summen

Wer in der Strategie Angaben zum Geld, das die Förderung kosten soll, sucht, wird nicht fündig. «Konkrete Summen ohne ein Konzept zum jeweiligen Projekt: Das hat in einer Strategie nichts verloren», so Lampater. Sämtliche erwähnten Massnahmen müssen zudem auf dem ordentlichen Weg, entweder über den Stadtrat, den Grossen Stadtrat oder eine Volksentscheidung, bewilligt werden.

An den bisherigen Leistungsvereinbarungen mit etablierten Kulturanbietern ändere sich mit dem Inkrafttreten der neuen Strategie nichts, betont Rohner: «Was wir in näherer Zukunft aber anschauen müssen, ist, wie sich der Kanton an der Zentrumslast der Stadt beteiligt, Unser Kulturangebot hat sogar überregionale Strahlkraft.»

Die wichtigsten Massnahmen der neuen städtischen Kulturstrategie

Das kulturelle Angebot in Schaffhausen trage zu einer hohen Lebensqualität und Attraktivität bei, schreibt Bildungs- und Kulturreferent Raphaël Rohner im Vorwort der neuen Kulturstrategie der Stadt Schaffhausen. «Die Stadt bekennt sich zu einem vielfältigen Kulturangebot. Die Förderung folgt einer klaren Kultur- und Museumsstrategie», so Rohner. Unter Mitwirkung verschiedener Anspruchsgruppen aus der Kulturszene wurde diese Strategie neu entwickelt.

Für insgesamt drei Themenbereiche führt die Kulturstrategie mehrere Massnahmen auf, die in den kommenden Jahren zur Förderung der Kultur realisiert werden sollen. «Diese Aufzählung ist nicht abschliessend und kann ergänzt werden», so Rohner. Unter «Räume, Perspektiven kultureller Entwicklung» hält der Stadtrat vier Massnahmen fest. Daraus geht hervor, dass bis 2023 eine mittelgrosse Bühne als Produktions- und Aufführungsort für Theater und Tanz sowie szenische Konzertprojekte geschaffen werden sollen. Hierzu sei die Stadt auch auf der Suche nach privaten Unterstützern, so Rohner. «Standorte dafür kämen mehrere in Frage, sie müssen nun zuerst evaluiert werden.»

Erst am vergangenen Samstag hatte der Präsident der Stadtmusik Schaffhausen gegenüber den SN gesagt, dass er den Stadtrat darum gebeten habe, zu überprüfen, ob die Bachturnhalle als Proberaum in Frage käme. Dazu Rohner: «Es geht in dieser Strategie nicht um eine einzelne Turnhalle.»

Weiter will die Stadt die Angebote für kulturelle Zwecke, etwa Ateliers, Probe- und Ausstellungsräume auf einer Onlineplattform aufführen, damit die Zugänge so unkompliziert wie möglich werden.

Wie bisher will die Stadt lokalen Kulturschaffenden und -veranstaltern städtische Räume zu vergünstigten Konditionen zur Verfügung stellen. Weiterhin unterstützt die Stadt auch private Träger von Räumen, die primär für kulturelle Zwecke genutzt werden.


Einfacherer und besserer Zugang

Als weitere, grosse Massnahme soll mit einer «Kultur-Legi» einkommensschwachen Gruppen der Zugang zu kulturellen Angeboten vereinfacht werden. Zentral für die Kommission ist auch der Ausbau der Vermittlungsangebote für Kinder und Jugendliche. «Das Ziel ist etwa, die Haarfarbe des Publikums an klassischen Konzerten zu ändern», sagte Kommissionsmitglied Ulrich Waldvogel Herzig. So sieht die Stratege eine Teilzeitfachstelle für Kulturvermittlung vor, wie sie etwa der Kanton Zürich kennt. Den Zugang zur Kultur erleichtern soll auch der Umzug der Bibliothek in den Kammgarn-Westflügel.

Als letzten Themenschwerpunkt führt die Kulturstrategie die Wirkung und Ausstrahlung des Kulturstandorts Schaffhausen auf. So will die Stadt die Werbemöglichkeiten für kulturelle Angebote verbessern. Neu soll es auch eine Schaffhauser Kulturwoche geben. «Dabei geht es nicht darum, noch mehr Angebote zu schaffen, sondern dem bisherigen Schaffen eine öffentlichkeitswirksame Bühne zu bieten», sagt der städtische Kulturbeauftragte Jens Lampater. Die Kulturangebote der Stadt sollen auch mittels eines halbjährlichen, kostenlosen Kulturversands bekannt gemacht werden. Auch personell will die Stadt im Bereich Kommunikation/Kulturdienst aufstocken. (dmu)