Schulpräsidentin Katrin Huber ist nur noch bis Ende Januar 2020 im Amt. Wer ihre Nachfolge übernimmt, steht noch nicht fest. Klar ist aber: In den Schulen stehen grosse Veränderungen an.

von Isabel Heusser

Der Stadtschulrat braucht eine neuen Vorsitz: Am Mittwoch wurde überraschend bekanntgegeben, dass Schulpräsidentin Katrin Huber (SP) per Ende Januar 2020 nach zwölf Jahren im Amt zurücktritt. In diesem Zusammenhang wird sie auch die interimistische Leitung des Schulamts abgeben.

Das Schaffhauser Schulsystem steht in den nächsten Jahren vor grösseren Veränderungen. In einer Analyse hatte sich gezeigt, dass das Schulamt mit seinen Kapazitäten am Anschlag und die Struktur nicht mehr zeitgemäss ist. Als Sofortmassnahme wurden 280 Stellenprozente bewilligt. Nun wird ein Projekt ausgearbeitet, das die künftige Zusammensetzung und Aufgaben des Stadtschulrats klären soll. Zur Diskussion steht auch die Einführung von Schulleitungen, die auch kantonal ein Thema sind – im Frühling hatte der Kantonsrat einen Vorstoss an den Regierungsrat überwiesen, der die flächendeckende Einführung von Schulleitungen vorsieht. Hubers Rücktritt erfolgt Ende Januar, damit ihre Nachfolgerin oder ihr Nachfolger das Projekt von Anfang an begleiten kann.

Wer das sein wird, steht noch nicht fest – keiner der angefragten Mitglieder des Stadtschulrats wollte sich auf eine mögliche Kandidatur festlegen, ausgeschlossen hat sie aber auch niemand. Klar ist: Für Hubers Kolleginnen und Kollegen kam der Rücktritt überraschend. Bea Will (AL) bedauert ihn ausserordentlich, wie sie sagt. «Ich weiss ganz genau, was wir an Katrin Huber haben und wo sie uns, als einzelne Mitglieder und als ganzes Gremium gemeinsam, unterstützt hat.» Leider habe das Gremium Huber umgekehrt zu wenig unterstützen können. «Sie hatte oftmals soviel Arbeit, dass sie manchmal nicht einmal dazu kam etwas zu kommunizieren oder an uns zu delegieren», sagt Will. Für sie steht fest: «Das übernehmen, was Katrin Huber alles unter einen Hut gebracht hat? Das wird schwer.» Der Stadtschulrat müsse nun intern diskutieren, wer gewillt wäre, die Nachfolge bis zu den Erneuerungswahlen zu übernehmen.

«Ich bin noch in Schockstarre», sagt Angela Penkov (AL). «Katrin Huber hat das Schiff in den letzten zwölf Jahren gesteuert – es ist eine Herausforderung, in ihre Fussstapfen zu treten.»

Ähnlich klingt es bei Kirsten Brähler (SVP). «Katrin Huber war mit Herzblut dabei», sagt sie. «Ich finde den Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt verständlich und sehr professionell.» Denn die anstehende Neuorganisation des Schulsystems sei «ein Riesen-Hosenlupf».


Fioretti: Externe Lösung denkbar

Hubers Vize im Stadtschulrat ist Mariano Fioretti (SVP). Dass die beiden sich insbesondere in einer zentralen Frage uneins sind, nämlich zur Einführung von Schulleitungen, ist ein offenes Geheimnis: Huber befürwortet sie, Fioretti ist strikt dagegen, weil er mehr Bürokratie und hohe Kosten befürchtet.

Hubers Rücktritt will er nicht weiter kommentieren. Aus Fiorettis Sicht muss die Nachfolge nicht unbedingt aus dem Stadtschulrat kommen – auch eine externe Lösung sei möglich. «Wichtig ist, dass man konstruktiv zusammen arbeiten kann und einander ernst nimmt», so Fioretti. Bisher habe er noch kaum Zeit gehabt, sich mit der Frage der Nachfolge zu befassen. «Wir befinden uns mitten im Wahlkampf für die National- und Ständeratswahlen und haben deshalb andere Prioritäten.» Wie seine Amtskollegen betont er, dass er seine Aufgabe gerne mache. Und er wolle sie weiterhin übernehmen – auch dann, wenn die Diskussion um die Schulleitungen wieder intensiver geführt wird. «Ich werde meine Meinung weiterhin einbringen», sagt Fioretti. «Dass ich damit quasi allein bin, bin ich gewohnt.»

Hubers Parteikollege Christian Ulmer (SP) sagt im Hinblick auf die bevorstehende Umstrukturierung: «Hut ab vor dem, der diese Aufgabe übernimmt, auch weil es nicht mehr lange geht bis zu den Neuwahlen.» Er würde der Kontinuität wegen eine interne Lösung begrüssen – «oder jemanden mit einem Bildungsrucksack». Das Schulpräsidium sei auch wegen des Pensums, das 50 Prozent umfasst, anspruchsvoll. «Jemand in einem Anstellungsverhältnis muss sich dieses Amt gut überlegen», sagt Ulmer. Ihm macht Sorgen, dass das Ansehen des Milizsystems in der Öffentlichkeit gelitten habe. «Immer wieder heisst es, Laienbehörden seien überfordert, da wird es natürlich schwierig, Leute für ein Amt zu begeistern.»


Doppelmandat wäre möglich

Gemäss dem Bildungsreferenten Raphaël Rohner (FDP), der in seiner Funktion auch Mitglied der Schulbehörde ist, könnte er nach kantonalem Schulrecht auch das Präsidium übernehmen. «Jetzt liegt es aber zuerst an den Parteien, geeignete Kandidatinnen oder Kandidaten für das Schulpräsidium zu suchen», sagt Rohner. Und ergänzt: «Im Hinblick auf das anstehende sehr komplexe Reorganisationsprojekt, das unter der strategischen Leitung des Stadtrates steht, könnte die Lösung einer Personalunion indessen durchaus Sinn machen.» Dafür wäre aber eine vorgängige Einigung unter den Parteien anzustreben. Zu klären seien auch die Ressourcen, zumal die Aufgabe als Stadtrat einem Vollpensum entspreche.

«Wesentlich ist für mich, dass das Präsidium mit einer der Bildung nahe stehenden Person mit Führungskompetenz besetzt werden kann», sagt Rohner. «Es geht immerhin auch darum, sozusagen nahtlos die Tagesgeschäfte des Stadtschulrates weiterzuführen, beginnt doch im Winter bereits wieder die Planung des Schuljahres 2020/2021.»

Die städtischen Schulen, so Rohner, sollen sich auch künftig darauf verlassen können, dass der ordentliche Schulbetrieb reibungslos und auf hohem Niveau weitergeführt werde. «Zudem müssen die anstehenden Herausforderungen sachbezogen und in einer ersten Phase auch ergebnisoffen mit dem Ziel einer klaren Stärkung unserer städtischen Schulorganisation und des Bildungsangebotes angepackt werden.»

Der Wahltermin wird voraussichtlich am kommenden Dienstag im Stadtrat besprochen und festgelegt, sagt Rohner.