Zum Unterrichts-Neustart an den Schulen hat die Stadt Schaffhausen rund 25 000 Franken in Schutzmaterialien investiert.

von Isabel Heusser

Eine ganze Reihe Materialien war gestern auf einem Tisch in der Aula des Schulhauses Gelbhausgarten in Schaffhausen aufgebaut: Desinfektionsmittel, Masken, Seifenspender. Die Stadt Schaffhausen hatte zur Medienkonferenz eingeladen, um aufzuzeigen, unter welchen Bedingungen am Montag der Unterricht an den Schulen wieder aufgenommen wird. Gemäss Richtlinien des Kantons soll der Unterricht unter möglichst normalen Bedingungen stattfinden. Es gilt der übliche Stundenplan, inklusive Turn- und Fachunterricht.

Nur: Viele Lehrer sind verunsichert und befürchten, sich mit dem Coronavirus anstecken zu können. «Kinder gelten zwar nicht in erster Linie als Träger und Überträger des Virus», sagte Stadtschulratspräsident Christian Ulmer. Dennoch sei schnell klar gewesen, dass man den Lehrern umfassend Schutzmaterial zur Verfügung stellen will. «Auch wenn das vonseiten des Kantons eigentlich nicht vorgesehen ist.»

In einem ersten Schritt hat die Stadt den 450 Lehrpersonen nun insgesamt 1500 Hygienemasken verteilt, wie die neue Bereichsleiterin Bildung, Kathrin Menk, sagte. Jede Lehrerin und jeder Lehrer bekommt ausserdem persönlich Desinfektionsmittel. 240 Lehrer wünschten ausserdem einen Gesichtsschutz aus Plexiglas und 170 eine Plexiglasscheibe mit einer Durchreiche, die etwa auf dem Lehrerpult aufgestellt werden kann. Zusätzlich wird in jedem Lehrerzimmer ein Desinfektionsmittel-Spender montiert, und es wird Reinigungsmittel zur Desinfektion von Oberflächen bereitgestellt. Bisher hat die Stadt rund 25 000 Franken für Schutzmaterial ausgegeben, das in der Region bezogen werden konnte. Es handle sich dabei um gebundene Ausgaben, betonte Bildungsreferent Raphaël Rohner – «sie sind zwingend, um einen öffentlichen Auftrag zu erfüllen».


Die Kinder miteinbeziehen

Schüler sollen möglichst keine Masken tragen, müssen sich aber im Klassenzimmer unter Anleitung die Hände waschen. Distanzregeln unter den Kindern gibt es nicht, die Schüler sind aber angehalten, Abstand zu den Lehrpersonen zu halten. «Es ist wichtig, die Kinder in die Schutzmassnahmen mit einzubeziehen», sagte Rohner. Bereits vor dem Lockdown habe eine Sensibilisierung bei den Schülern stattgefunden. Aber: «Was wir vorhaben, ist eine gewaltige Aufgabe, und sie ist anspruchsvoller als der Lockdown.»

Die Schulen müssen sich zwar an die Richtlinien des Kantons halten. Eine gewisse Ausgestaltung der Regeln wolle man aber den jeweiligen Vorstehern überlassen, sagte Ulmer. Die Massnahmen müssten den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. So würden sich im Schulhaus Zündelgut die Kinder jeweils vor Unterrichtsbeginn an einem bestimmten Ort besammeln und werden dann von den Lehrerinnen und Lehrern in die Klassenzimmer begleitet. Im Steig-Schulhaus hingegen sollen die Kinder durch unterschiedliche Eingänge ins Gebäude kommen.

Es gebe keine Anzeichen, dass viele Lehrer in den Schulen fehlen werden. Jeder Klasse stehe eine Lehrperson zur Verfügung. «Es ist wichtig, dass wir in der ersten Woche allen Beteiligten gegenüber kulant sind», sagte Ulmer. «Wenn die Angst bei jemandem sehr gross ist, müssen wir das individuell anschauen.» Das gelte auch für Eltern, die ihr Kind nicht in die Schule schicken wollen, obwohl niemand aus der Familie zur Risikogruppe gehört. «Es ist klar, dass man nach acht Wochen Sonderzustand nicht sofort wieder in die Normalität zurückkehren kann.» Er sei sich aber sicher, dass sich mit der Zeit eine gewisse Beruhigung einstellen werde.

Man sei zu Beginn etwas erstaunt über das forsche Vorgehen des kantonalen Er-ziehungsdepartements gewesen, räumten Ulmer, Rohner und Menk ein. «Wir hätten es begrüsst, wenn schweizweit die gleichen Regelungen gelten würden», so Rohner. Dem ist aber nicht so. Im Kanton Zürich etwa starten die Schulen im Halbklassenunterricht. Dies sei aber nicht unbedingt die bessere Lösung. «Dafür braucht es zusätzliche Ressourcen und mehr Platz», so Ulmer. «Und die Eltern haben einen grösseren organisatorischen Aufwand.»


Chancengleichheit für Schüler

Hat sich der Schulalltag wieder etwas eingependelt, steht vor allem eines im Vordergrund: Die Kinder möglichst auf den gleichen Stand bringen. Das sei heute nicht der Fall, so Ulmer. «Wir haben festgestellt, dass es Kinder gibt, die zurückgefallen sind.» Kinder etwa, die nach acht Wochen Lockdown nicht mehr so gut Deutsch sprechen. Man sei deshalb mit dem Kanton in Kontakt, um Zusatzangebote aufzustellen und für einzelne Kinder ergänzende Schul-stunden anzubieten. «Diese Massnahmen sind wichtig für die Chancengleichheit», sagte Ulmer. Man müsse aber abklären, wie dies personell aufgefangen werden könne

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Stadtschulratspräsident Christian Ulmer (links), Bereichsleiterin Bildung Kathrin Menk und Bildungsreferent Raphaël Rohner mit den Schutzmaterialien. Bild: Selwyn Hoffman