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Schaffhauser Nachrichten: Erster Ökumenische Medienpreis der Schaffhauser Landeskirche: Das sind die Gewinner

12 Apr. 2024

Am Mittwochabend wurde zum ersten Mal der Ökumenische Medienpreis der Schaffhauser Landeskirchen an drei Personen...

Dass der Bundesrat diese Woche für die Kulturbranche drastische Massnahmen beschlossen hat, kritisieren Politiker von links bis rechts. Kulturbetriebe monieren: Die Landesregierung habe die Schutzkonzepte ungeachtet gelassen. Nun sollen die Kantone vorwärts machen, auch der Kanton Schaffhausen.

von Andrea Tedeschi

Kaum hatte der Bundesrat am Mittwoch verkündet, dass in der Schweiz über Nacht nur noch maximal 50 Personen zu Konzerten, Opern, Theatern oder in den Kinosaal zugelassen sind, teilte ein Kulturbetrieb nach dem anderen mit: Wir machen ab sofort und vorübergehend zu. Darunter das Stadttheater Schaffhausen, die Zürcher Tonhalle oder gar das hochsubventionierte Zürcher Opernhaus. «St. Gallen spielt weiter, viele andere Betriebe haben grössere Konzerte bis auf Weiteres abgesagt», sagt Toni J. Krein, Verbandspräsident der Schweizerischen Berufsorchester. «Die Betriebe versuchen, ihre Musiker über kleinere Veranstaltungen zu beschäftigen.»

Dass der Bundesrat die Gesundheit hoch gewichtet hat, kam bei den Parlamentariern gut an. «Diese Massnahmen sind angemessen», sagte die CVP-Nationalrätin und Präsidentin der Gesundheitskommission Ruth Humbel gegenüber dem Radio SRF. «Es sind zumutbare Einschränkungen, um einen Lockdown zu verhindern.» Sie müssen nun eingehalten und durchgesetzt werden. Auch Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz, fand, dass die Schweiz nun auf einem guten Wege sei. Die SP dagegen kritisierte aber, dass der Bundesrat einseitig gewichte. «Die gesundheitlichen Massnahmen unterstützen wir voll und ganz, aber es braucht zwingend auch wirtschaftliche Abfederungsmassnahmen, und hier hat der Bundesrat nichts geliefert», sagte Co-Präsidentin Mathea Meyer.

Schutzkonzepte nicht berücksichtigt

Tatsächlich ist für Toni J. Krein offen, wie es für die Schweizer Konzerthäuser nun weitergehen soll. «Ein grosses Problem ist, dass die Massnahmen zeitlich unbeschränkt sind, deshalb haben wir keine Planungssicherheit.» Dabei hatten nach der ersten Welle die Konzertsäle, die Theater oder die Kinos Schutzkonzepte vorlegen müssen, um überhaupt öffnen zu können. «Ich frage mich», sagt Krein, «wie die einzelnen Aspekte von Schutzkonzepten bei diesem Entscheid des Bundesrates berücksichtigt worden sind.»

Zusammen mit anderen Verbänden hätten sie Schutzkonzepte für die Branche ausgearbeitet, sie immer wieder angepasst. Diese seien von den Betrieben streng eingehalten worden. «Im Konzert- und Theaterbereich sind uns keine Ansteckungen bekannt.» Während des Konzerts sässen die Besucher und redeten nicht, das Ansteckungsrisiko sei daher gering, sagt Krein. Der Bundesrat habe mit der Personenbeschränkung faktisch ein Aufführungsverbot ausgesprochen. «Stossend und störend ist, dass wir vor dem Bundesratsentscheid nicht angehört worden sind. Die Beschränkung auf 50 Personen scheint zementiert.»

In der Kinobranche tönt es ähnlich. «Wir haben zwar bei der Politik interveniert, angehört wurden wir vor dem Entscheid von Mittwoch jedoch nicht», sagt René Gerber, Generalsekretär des Dachverbandes der Schweizer Kino- und Filmverleihunternehmen. «Der Beschluss des Bundesrates gibt ein falsches Signal. Durch die angeordnete Reduktion der Sitzplätze suggeriert er, dass das Kino ein gefährlicher Ort sei.» Er befürchtet, dass jetzt noch weniger Leute in die Kinos kommen.

Dass der Bundesrat die Schutzkonzepte nicht berücksichtigt hat, missfällt auch dem Schaffhauser SVP-Ständerat Hannes Germann. Er begrüsst zwar, dass die Landesregierung von einem Lockdown abgesehen hat, sagt aber auch: «Die Massnahmen tragen den ausgearbeiteten Schutzkonzepten überhaupt nicht Rechnung. Die Kultur-, Event- und Sportbranchen werden jetzt vorgeführt, obwohl ihre Schutzkonzepte und baulichen Massnahmen funktionierten.» Er fordert, dass die Politik für die Kulturbetriebe zusätzliche Mittel beschliesst und die Härtefallklausel früher als Januar 2021 in Kraft tritt. «Noch früher als Januar wäre ein wichtiges Signal.» Germann hatte sich stark für diese Klausel eingesetzt. Sie sieht vor, dass wer durch die Coronakrise nur eingeschränkt arbeiten kann, staatliche Hilfe erhalten soll. Ein Härtefall liegt dann vor, wenn der Jahresumsatz unter 60 Prozent des mehrjährigen Durchschnitts liegt. «Die Kulturbetriebe sind jetzt besonders stark benachteiligt. Aber neben dem Bund müssen auch die Kantone mitziehen. Sie müssen ein Interesse haben, dass das Kulturleben erhalten bleibt», sagt Germann.

René Gerber von Procinema weiss von einigen Kinobetrieben, die zu kämpfen haben. «Kinobetreiber haben die Massnahmen des Bundesrats als Konkurs auf Raten bezeichnet.» Sie erlauben keinem Betrieb, die laufenden Kosten zu decken. «Wir haben Umsatzeinbussen von 60 bis 70 Prozent pro Woche in einer Zeit, die im Jahr zu den umsatzstärksten gehört und 350'000 Eintritte pro Woche ­generiert.» 30'000 bis 40'000 Eintritte sind es im Moment; der Einnahmeverlust beträgt ungefähr 90 Millionen Franken.

«Bleiben die Kinos und Theater geschlossen, gehen auch die Leute nicht mehr in die Stadt», sagt Martina Munz, Schaffhauser SP-Nationalrätin. Dann leiden der Detailhandel, die kleinen Geschäfte und die Restaurants. «Wir haben einen Härtefallfonds, der aber nur mit dem Beitrag der Kantone ausbezahlt wird. Einige Kantone haben schon reagiert. Jetzt muss auch der Kanton Schaffhausen schnell handeln.» Dass damit das Gröbste überwunden ist, glaubt Munz noch nicht. «Das nächste halbe Jahr wird schwierig. Ich befürchte, dass die Töpfe noch weiter gefüllt werden müssen, um eine Konkurswelle zu verhindern.»

Kultur zu wenig gewichtig

Bereits im Frühjahr hatte der Schaffhauser Stadtrat beschlossen, dass sämtliche zwölf Leistungsvereinbarungen mit Kulturanbietern ausbezahlt werden, auch wenn die Leistungen nicht erbracht werden können, also die Veranstaltungen beispielsweise wegen Corona abgesagt werden mussten. Das gilt auch für städtische Einmalbeiträge für Einzelprojekte. Daran wird auch weiter festgehalten, sagt Stadtrat Raphaël Rohner, zuständig für Kultur.

Und was sagt der Kanton? Der Bund stellt ihm rund eine Million Franken Unterstützung für Kulturunternehmen zur Verfügung. «Diesen Betrag kann der Kanton verdoppeln», sagt Roland E. Hofer, Kulturbeauftragter des Kantons Schaffhausen. Ein paar Wochen kann es jedoch schon dauern, bis Geld fliessen wird. «Alle Anspruchsberechtigten, die bis zum 20. September ein vollständiges Gesuch einreichten, haben innerhalb von zwei bis drei Monaten nach Eingang mit einer Zwischenverfügung eine Auszahlung bekommen», sagt Hofer. «Ich gehe davon aus, dass Kulturunternehmen, die ein Gesuch gemäss dem neuen Covid-19-Gesetz stellen, mit diesem Zeitrahmen rechnen müssen, bis die Unterstützung ausbezahlt wird.»

SVP-Nationalrat Thomas Hurter ist dagegen, dass darüber hinaus noch mehr Geld fliessen soll. «Der Staat kann nicht alle finanziellen Probleme lösen», sagt er. Ich schliesse deshalb nicht aus, dass gewisse Betriebe schliessen müssen. Umso wichtiger ist es, dass die Kulturbetriebe beim Bundesrat intervenieren und auf ihre Schutzkonzepte pochen.»

Bleibt die Frage, ob die Kulturbranche überhaupt gehört würde. «Die Reaktion auf die Pandemie kann sich nicht nach der Gerechtigkeit orientieren, sondern daran, was am meisten hilft», sagte Martin Eichler, Ökonom bei BAK-Economics, im Radio SRF. Im gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang mache die Kultur ein vergleichsweise kleines Gewicht aus. Trotzdem ist es aus soziopolitischen Gründen wichtig, die Leute zu unterstützen und die Betriebe zu erhalten. «Damit wir nach der Pandemie wieder auf die Strukturen zurückgreifen können.»


 

Kulturveranstaltungen aus der Agenda gestrichen

Keine Konzerte, keine Musicals, keine Theaterstücke: Grosse Institutionen wie das Stadttheater und die Kammgarn blasen nach dem Bundesratsentscheid ihre Saison ab. Unter den Kulturschaffenden herrscht Frustration. Ein paar wenige geben aber noch nicht auf.

von Dario Muffler und Eva Barbic

Stefan Colombo, Leiter des Kindertheaters Sgaramusch, befindet sich gerade in einer Probe, als die SN ihn erreichen. Aber nicht etwa für eine Vorführung. Denn im Kanton Bern mussten alle Theater schliessen. «Wir zeichnen das Stück auf, um es Veranstaltern zukommen zu lassen», sagt Colombo. Doch ob überhaupt jemand Interesse daran haben werde, ist unklar. «Alle zwei Stunden erreichen uns Mails mit Absagen», so der Theatermacher. «Es ist sehr frustrierend.» Insbesondere, weil sich die Veranstaltungsbranche mit Schutzkonzepten ins Zeug gelegt habe.

Von 80 Vorstellungen konnte Sgaramusch dieses Jahr gerade einmal 15 spielen. Doch ungleich grösser ist der Büroaufwand geworden. Denn um die Unterstützungsbeiträge zu erhalten, ist einiges an Aufwand nötig.

«Wir können nicht mehr leben»

Der Schaffhauser Jazzmusiker Joscha Schraff kennt aus seinem Umfeld die ­Herausforderung, um an öffentliche Gelder zu kommen. Er ortet ein Problem direkt im Musiker-Business: «Nicht überall werden schriftliche Verträge abgeschlossen.» Was nun schwarz auf weiss fehle, könne bei amtlichen Stellen nicht geltend gemacht werden. Dafür hat er zwar Verständnis. Er sagt aber auch: «Es trifft leider auch die Besten.»

Schraff selber hat Glück, da er unterrichtet, ist er nicht nur auf Gagen angewiesen. Er glaubt, dass vielen Musikern nicht nur das Finanzielle Sorgen bereite. «Wir können nicht mehr leben. Wir dürfen nicht mehr das machen, wozu wir uns entschieden haben», sagt er.

MCS und Stadttheater sagen ab

Das Musik Collegium Schaffhausen (MCS), das die «Kulturellen Begegnungen» und die Konzerte «Schaffhausen Klassik» durchführt, hatte Anfang dieser Woche Beschlüsse unter Vorbehalt gefasst. Der MCS-Präsident und städtische Kulturreferent Raphaël Rohner sagt: «Wir stellen den Konzertbetrieb bis Ende Jahr ein.» Zwei Ausnahmen gibt es: Am 14. November und am 12. Dezember werden in der Rathauslaube von Musik-Studierenden verschiedene Klaviersonaten gespielt. Diese Konzerte sowie auch das Offenbleiben des Museums zu Allerheiligen sollen als Zeichen der Hoffnung verstanden sein, sagt der Bildungsreferent. «In dieser anspruchsvollen Situation sollen kulturelle Veranstaltungen im kleinen Rahmen einen Beitrag dazu leisten, die Krise zu bewältigen.»

Rohner beurteilt die Entscheide des Bundesrats als sachgerecht. Der MCS-Vorstand hätte auch einen Plan in der Hand gehabt, wenn die maximale Personenzahl weiter oben gelegen hätte: «Mit 150 Personen pro Veranstaltung hätten wir versucht, kleinere Programme an einem Abend zweimal zu spielen», sagt Rohner. Doch mit der Obergrenze von 50 Personen, die nun gilt, sei dieses Vorhaben finanziell nicht mehr tragbar.

Mit den Ensembles sowie Künstlerinnen und Künstlern suche das MCS nun individuelle Lösungen. Zum Teil werde versucht, Ersatz-Auftrittsmöglichkeiten in der kommenden Saison zu vereinbaren. Finanziell stehe der Verein zwar gut da, so Rohner. Das liegt auch daran, dass das MCS sowohl mit der Stadt als auch mit dem Kanton Schaffhausen eine Leistungsvereinbarung abgeschlossen hat. «Doch längerfristig kann sich das MCS so einen Totalausfall wie aktuell nicht leisten», gibt Rohner zu bedenken.

Stadttheater schliesst die Türen

Das Stadttheater hat am Donnerstag ebenfalls beschlossen, bis Ende Jahr sämtliche Vorstellungen ausfallen zu lassen. «Für uns war klar, dass es keinen Sinn macht, in einem Haus mit 650 Plätzen nur 50 Glückliche, die da kommen dürften, auszulosen», sagt Jens Lampater, Leiter des Stadttheaters. Zwar sei dies schade um die Schutzmassnahmen, in die das Theater in den vergangenen Monaten viel Energie investiert hat. Die Verluste des Theaters bleiben jedoch, so der ­aktuelle Stand, überschaubar. Fraglich sei, so Lampater, inwiefern die etwa 25 stornierten Vorstellungen zu einem späteren Zeitpunkt aufgeführt werden können.

Alle Programmpunkte bis Ende Jahr gestrichen hat auch die Kammgarn. Weiter geöffnet bleibt derweil die Beiz.

Die Stadtbibliothek bleibt derweil zwar offen. Doch alle Veranstaltungen werden bis Ende Jahr abgesagt.

Weitermachen will derweil das Theater Schauwerk. Katharina Furrer sagt: «Wir machen das, was verantwortbar ist.» Der Bundesrat habe aus einem wohl überlegten Grund die Obergrenze bei 50 Personen angesetzt. «Wir haben auch eine Verantwortung gegenüber den Künstlern», sagt sie. Um ihren finanziellen Schaden, der nun entstehe, kümmere sie sich in einem zweiten Schritt.

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