Die Verwandlung der einstigen Turnhalle an der Bachstrasse in den Musentempel Bachturnhalle wurde mit einem stimmungsvollen Programm gefeiert. Katharina Furrer als treibende Kraft hinter der Umnutzung wurde beglückwünscht, und natürlich durfte auch die Kunst nicht fehlen.

von Alfred Wüger

Um 19 Uhr öffneten sich die Tore zur neuen Bachturnhalle, dem neuen Theater der Stadt Schaffhausen, und die Menschen strömten in grosser Menge in den Anbau auf der Nordseite des ehemaligen Sport- und nunmehrigen Musentempels. Thomas Silvestri am Klavier und Beat Bossart an der Trompete sorgten für swingende Musik, während das Publikum die Räumlichkeiten erkundete. Von der alten Bachturnhalle ist noch die Treppe auf die frühere Empore erhalten, sonst erinnert nicht mehr viel daran, dass das Gebäude noch bis vor Kurzem dem Sporttraining gedient hatte. Die Anwesenden bildeten ein «Who is who» der Schaffhauser Kultursze-ne, und man labte sich an leckeren Häppchen und fruchtigem Wein.

Den neuen Musentempel betritt man durch den von Roger Staub und Christoph Eschmann beschrifteten Anbau auf der Nordseite, in dem sich das Foyer befindet, an dessen Decke sich der der Halle den Namen gebenden Bach als Lichtinstallation von Angelika Dreher schlängelt, während der Garderobentrakt von Gemälden von Christine Seiterle geschmückt ist. Hier sind auch Jakob und Emma Windler verewigt, die Geschwister, die die Windler-Stiftung ins Leben riefen. Diese sehr potente Stiftung hat mit einem Beitrag von 1,19 Millionen Franken finanziell massgeblich zu dem beigetragen, was gestern eröffnet wurde: die Bachturnhalle als Bühne. Stiftungsratspräsident Bernard Aebischer lobte die Ausdauer, die zum Erfolg der Initianten geführt habe, und gab seiner Freude am Erreichten Ausdruck.

Weg vom Sport, hin zu den Musen

«Fertig geturnt, jetzt wird getanzt!» sagte denn auch Katharina Furrer, ohne die das neue Schaffhauser Theater ganz bestimmt nie zustande gekommen wäre. Ursina Kübler, die Präsidentin des Vereins Schauwerk, lobte in ihrer Grussadresse die «Wildheit und Frechheit» der «Schauwerk»-Theaterleiterin Furrer und verlieh ihr – in Anlehnung an den Hans-Reinhart-Ring – den «Bachturnhallen-Ring», ein authentisches Relikt aus der sportlichen Vergangenheit der Turnhalle.

«Aus einer Vision wurde eine Idee, aus einer Idee wurde ein Projekt, und schon bald ging es an die Umsetzung.»

Raphaël Rohner, Bildungsreferent der Stadt Schaffhausen

Auf diese sportliche Vergangenheit kam Stadtrat Raphaël Rohner in seinem Grusswort zu sprechen. Es sei ein glücklicher Tag, sagte er, ein alter Wunsch gehe in Erfüllung. «Aus einer Vision wurde eine Idee, aus einer Idee wurde ein Projekt, und schon bald ging es an die Umsetzung.» Der Prozess, so Rohner, könnte beispielhaft werden für die Umsetzung weiterer Ideen. Auch Katharina Furrer hatte ihrerseits der Stadt – insbesondere Bildungsreferent Rohner, der Baureferentin Katrin Bernath, Finanzreferent Daniel Preisig sowie Stadtpräsident Peter Neukomm – ein Kränzchen gewunden: «Die Stadt hat uns freie Hand gelassen.»

Nach der Schlüsselübergabe an das neue Leitungsteam mit Roli Fricker, Daniela Jehle und Sarah Keller hiess es «Bühne frei» für die Kunstschaffenden. Lucia Gugerli faszinierte mit einer eigens für den Anlass ausgearbeiteten Tanz-Performance, Michael von Burg entführte einen auf den kaschubischen Kartoffelacker, wo die Mutter von Oskar Matzerath gezeugt wurde, der gemäss Günter Grass fortan die Blechtrommel schlägt und Glas zersingt, und am Schluss spielte der Mentor der Meisterklassen, der Pianist Werner Bärtschi, Werke von Nielsen und Schoeck sowie eine Eigenkomposition mit dem Titel «Frühmorgens am Daubensee», die wunderbar mit dem darauffolgenden Nocturne in f-Moll von Chopin harmonierte.