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Schaffhauser Nachrichten: Erster Ökumenische Medienpreis der Schaffhauser Landeskirche: Das sind die Gewinner

12 Apr. 2024

Am Mittwochabend wurde zum ersten Mal der Ökumenische Medienpreis der Schaffhauser Landeskirchen an drei Personen...

Am Freitag eröffnete Judith Hermann die diesjährige Erzählzeit ohne Grenzen – und gönnte sich dabei einen beherzten Seitenhieb auf Veranstaltungen dieser Art. Im Übrigen erzählte sie viel von ihrem eigenen Leben, um gleichzeitig noch mehr davon zu verschweigen.

von Tobias Bolli

Bevor im Kammgarn zur Eröffnung der diesjährigen Erzählzeit die Künstler die Bühne übernahmen, fläzten sich zum Small Talk zwei Lokalpolitiker in die Couch. Er lese gerne, viel und oft, konnte man – ohne dabei sehr zu erstaunen – von Bildungsreferent Raphaël Rohner erfahren. Seit er die Matura abgeschlossen habe, verbringe er jeden Abend mindestens eine Stunde mit der Lektüre. «Als Ausgleich zu meinem nicht immer einfachen beruflichen Tätigkeitsfeld.» Mit Patrick Strasser versuchte sich auch ein Re-gierungsrat im lockeren Austausch mit Kultur- und Reisemoderatorin Monika Schärrer. Wieder einmal habe er sich den ganzen Nachmittag auf eine Regierungsitzung vorbereitet – und dabei viele Seiten trockenes, grausiges Bürokratendeutsch in sich aufgenommen. Deutlich lieber widme er sich am Feierabend den Geschichtsbüchern.

Nachdem die Politiker ihre Pflicht getan hatten – im Publikum sassen, ohne sich auf die Bühne zu wagen, ferner Stadtpräsident Neukomm und Singens Oberbürgermeister Bernd Häusler –, kam eine Urgewalt auf die Bühne. Elina Duni sang und spielte mit derart viel Ausdruck, so rein noch in den höchsten emotionalen Entzückungsspitzen, dass man ihr kleinere grammatische Fehler nur als zusätzlichen Charme anrechnen konnte. (Die in Albanien geborene und in Genf wohnhafte Künstlerin sang in verschiedenen Sprachen, zuletzt auf Schwiizerdütsch nicht ganz korrekt: «Ich lieb mit dich».)

Keine Freundin der Lesereisen

Die Gitarre wurde beiseite gelegt, und es erschien Judith Hermann, die vielfach preisgekrönte Berliner Romancière. Ironisch erzählte sie von den Traumata, die sie zu Beginn ihrer Karriere auf den Lesereisen durchlitten habe. «Das war alles ein bisschen albtraumhaft, ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mich wohl gefühlt habe.» Es sei eben nicht ohne Weiteres zu verarbeiten, wenn man beispielsweise im Leukerbad auf einen badenden Peter Bichsel treffe. Nicht von ungefähr wolle Bichsel die auf seinen Lesereisen besuchten Städte am darauffolgenden Morgen mit Blaulicht verlassen. «Man will raus, man will an ein Ende.» Das Gesellige liege den isolierten Schriftstellern eben nicht. Unterdessen könne sie mit Anlässen dieser Art aber umgehen, versicherte sie der Moderatorin und sich gegen die totale Verwahrlosung zur Wehr setzen, die ob des erklecklichen Rotweins immer drohe.

Auch zu ihrem Schreiben äusserte sie sich. Am Anfang stehe stets ein Satz, ein Augenblick, ein Moment, den sie irgendwo aufschnappe und dann, weil sie so eigenartig anmuten, in eine Geschichte versenken müsse: «ein preziöses Mosaiksteinchen». Natürlich schreibe auch sie über die altbekannten Leitmotive der Menschheit, über die Liebe und den Tod. Und über die damit zusammenhängenden, oftmals überaus starken Gefühle. «In ihrem Fegefeuer gefangen, kann man zunächst nichts darüber sagen, muss zum Schreiben zuerst daraus herauskommen.» Die erzählten Geschichten seien auch ihre Geschichte. «Ich muss etwas über mich sagen, habe nichts anderes», erst recht nicht einen akademischen Grad oder eine Wissenschaft der Erzählkunst. Je mehr sie aber über sich sage, desto mehr verschweige sie damit auch.

Der kurzweilige Abend schloss mit einer Lesung der Autorin, einem Müsterchen aus ihrem neuen Werk «Wir hätten uns alles gesagt». Die Handlung, eine Begegnung mit dem eigenen Psychoanalytiker zwei Jahre nach dem Ende der Analyse, scheint halb in der Welt der Wünsche und Träume angesiedelt. Ihr und einer Kollegin eine Zigarette anbietend – zuvor haben sich die beiden, wie kann es anders sein, über ihre Mütter unterhalten –, wird er ausserhalb seines Büros und ohne sein geckenhaftes Hemd erstmals zu einer Person, die ihr beschwipst eine Zigarette offeriert. Noch bis am 2. April werden sich im Rahmen der Erzählzeit weitere Autorinnen und Autoren dem Publikum vorstellen.

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